Dokumentarfilm

"
KZ Hersbruck - und das Doggerwerk"

 

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März 2000, 30 min
Schnitt: Gerhard Faul
Kamera: Matthias Lombarts, G. Faul, Winfried Schuhmann
Produktion und Vertrieb: Medienladen e.V., c/o Künstlerhaus

im Doggerwerk

 

Am Ortsrand von Hersbruck, 35 km östlich von Nürnberg, existierte von Sommer 1944 bis April ´45 ein Konzentrationslager. Offiziell ein Außenlager von Flossenbürg, war es doch das drittgrößte KZ in Süddeutschland. Die Gefangenen mußten bei Happurg den Berg Houbirg für eine unterirdische Flugzeugmotorenfabrik der Firma BMW aushöhlen.
Die Monate in Hersbruck haben sich tief ins Gedächtnis von Alfred Nerlich eingebrannt: “Die Häftlinge mußten den Abraum mit Loren aus dem Berg schaffen - alles im Laufschritt. Es kam öfters vor, daß eine Lore mit den Häftlingen den Berg hinunter kippte. Die Toten wurden mit zurück ins Lager getragen, denn beim Appell mußte die Zahl der Gefangenen stimmen.” Der harte Winter 1944/45 setzte den 6000 Häftlingen zu. Der Franzose Roger Caille war verzweifelt: “Ich war so entkräftet, daß ich es nicht mehr den Berg hoch schaffte. Da habe ich einen Finger auf das Gleis gelegt und ihn mir von der Lore zerquetschen lassen. So kam ich in das Krankenrevier.”
Die 3,5 Kilometer langen Stollen und Hallen befinden sich heute in einem gut erhaltenen Zustand, für die Öffentlichkeit jedoch nicht zugänglich. Im Lager befanden sich auch 148 Jungen im Alter von sechs bis sechszehn Jahren. Die Jüngeren mußten die Stiefel der SS putzen und die Älteren Kartoffeln schälen. Der Schriftsteller Bernt Engelmann (1994 gestorben) erinnert sich an die Verpflegung: “Im Eßkübel setzte sich die Nahrung unten ab. Schöpfte der Kapo nur von oben ab, so erhielt der Häftlinge nur warmes Wasser. Der Kapo entschied über Leben und Tod.” Als sich Anfang April 1945 amerikanische Truppen näherten, wurden die Häftlinge von der SS nach Dachau getrieben. Der italienische Antifaschist Vittore Bocchetta machte den Todesmarsch mit. Vor Hunger aß er Gras. Schließlich gelang ihm die Flucht.
Von insgesamt 9.500 Häftlingen, die nach Hersbruck kamen, starben 4000. Bereits im Jahre 1992 drehte der Medienladen e.V. eine Dokumentation über das KZ Hersbruck. Damals stand jedoch im Vordergrund, wie die Bewohner der Hersbrucker Gegend mit der Erinnerung an das KZ umgehen. Der knappe Etat ließ es damals nicht zu, ehemalige Häftlinge im Ausland zu interviewen. Der neue Film besteht nun je zur Hälfte aus Aufnahmen von 1992 und `99. Im Film sind auch kürzlich entdeckte Luftaufnahmen amerikanischer Aufklärungsflugzeuge vom Barackenlager und der Baustelle an der Houbirg zu sehen. Der neue Film ist kürzer, beinhaltet aber mehr Fakten.

Nürnberger Nachrichten: “... eine engagierte Produktion

Der Film wurde gefördert:
1999 ERTOMIS Stiftung, Bezirk Mittelfranken
und 1992 Stadt Nürnberg und Bezirk
Copyright 2000

Verleih:
25 Euro
Verkauf mit Vorführ- und Verleihrechten:
80 Euro [für private Zwecke: 35 Euro] VHS oder DVD

Stichwörter: Nazi, NS, Nationalsozialismus, KZ, Konzentrationslager, Rechtsextremismus, Antifa, Geschichte, Hersbruck, Happurg, Houbirg, Doggerwerk, BMW, Engelmann